RPG: Midnight Valentine

das Eingangsposting lautete :

Sommer, Sonne, Sonnenschein, Amerika. Dies alles zeigte sich gerade zu dieser Jahreszeit im ganzen Land. Bands kamen und gingen und doch würde es schon bald wieder neue geben, auch wenn es vielleicht nicht die beste Jahreszeit zum Start in ein neues Bandleben war. Die Straßen waren mehr als nur überfüllt und überall schafften es die großen Händler durch den Verkauf von Wasser allein, neue Rekorde aufzustellen.

*

Gerade jetzt hielten Jayden und Noah die beiden ex-Mitglieder einer eher unbekannten Band, ein kleines Casting ab. Auf der suche nach einem neuen Sänger oder einer neuen Sängerin und noch einer Person die das Bass hinzusteuerte, waren sie schon den ganzen Tag, doch bis jetzt war bis auf ein paar wenige noch niemand in die engere Auswahl gekommen.
Gerade waren die letzten 5 Teilnehmer an der Reihe, aber langsam wurde es für die beiden auch mehr als nur anstrengend, denn immerhin hatten sie in letzter Zeit schon über 1000 Teilnehmer für ihr Casting angesehen und dies war doch etwas, was einem schnell die Nerven rauben konnte, besonders an einem so warmen Tag.

*

Mein silbernes Haar noch einmal richtig legend, schaute ich aus dem Augenwinkel heraus zu meinem schwarzweißen Bass. Ich wusste nicht, ob ich eine große Chance hatte weiterzukommen, aber ich wollte es immerhin versuchen, da es sonst für mich hieß: Ab in die Medizin, und ehrlich gesagt war mir die Musik sehr viel lieber, auch wenn dies ebenso eine harte Arbeit darstellte. Anschließend zog ich noch einmal mein Shirt zurecht [Alltag:nr. 8]
Neugierig musterte ich danach die anderen Teilnehmer und fragte mich wer von ihnen wohl eine Chance hatte, da man das doch wirklich schwer einschätzen konnte, auch wenn es nicht meine Aufgabe war.
...

Grinsend sah ich sie an, ja ich mochte sie irgendwie wirklich, auch wenn wir uns noch nicht so lange kannten. Bevor ich jedoch mir die Gitarre genauer ansah, rückte ich erst einmal den silberfarbenen Gürtel meines Outfits zurecht.
"Na dann, ist dieser Jemand aber wirklich sehr hilfsbereit.", stellte ich lachend fest, bevor ich erneut über mein Bass strich. Ich wusste nicht, ob mittlerweile mehr Personen draußen waren, aber eines wusste ich: Jayden und Noah waren noch nicht da!
Die beiden jedoch würden bestimmt auch bald kommen und vielleicht konnten wir bis dahin ja noch eine kurze Zeit lang üben.
...

Ich grinste und strich liebevoll über `Jemand´, anschließend schnappte ich mir das Mikrofon, dass in einem Ständer steckend auf der Bühne stand, und klopfte drei Mal darauf. `BUM BUM BUM´ erklang es aus den Lautsprecher. Es klang komisch, so... dumpf.
Ich hielt mir das Mirko an die Lippen und sprach laut: „Wollen wir loslegen? Wir müssen ja noch üben!“ Meine Stimme hallte durch den Raum und einige Leute lugten durch die offen stehende Tür. Warum waren alle Leute immer so neugierig? Okay, ich hätte auch einen Blick riskiert, aber trotzdem...
Ich wartete auf die Zustimmung der Weißhaarigen, erst dann wollte ich anfange.

Noch einmal überprüfte ich, ob mein Bass auch richtig angeschlossen war, aber eigentlich machte ich bei so etwas niemals einen Fehler, obwohl es immer ein erstes Mal gab, aber nein, heute war alles in Ordnung.
In der Hoffnung, dass wir es heute schaffen würden, schaute ich zur Tür und sah dort eine kleine Gruppe von Menschen die herein sah, was mich doch leicht zum grinsen brachte. Neugierig waren sie, dies stimmte schon mal, aber ob sie es auch gut finden würden? Das war die nächste Frage. Trotzdem ich glaubte daran, dass wir es heute schaffen würden.
"Ja, es kann losgehen.", stimmte ich ihr anschließend zu.
...

Voller positiver Energie legte ich meine Finger auf die Gitarrensaiten und wollte gerade den Anfang des Liedes spielen, als mich eine laute Stimmer unterbrach: „Also wirklich ihr Süßen! Es war wirklich fantastisch und super cool, wie ihr da diese Nummer im Warteraum geschoben habt, aber im Finale solltet ihr wenigstens warten bis ihr dran seid oder zumindest warten bis WIR, die Jury, da sind!“, erklang die mahnende Stimme von Noah.
Ich sah ihn einfach nur verblüfft an. Was sollte das denn jetzt?

Im ersten Augenblick war auch ich ein wenig verblüfft, bevor ich mein Bass abschloss und es wieder auf seinen gewohnten Platz, also auf meine rechte Schulter, hing.
Mit einem prüfenden Blick auf mein Handy, sah ich Noah im Nachhinein mit hochgezogener Augenbraue aus an, bevor ich auf ihn zu ging.
Direkt neben ihm kam ich schlussendlich zum stehen.
"Beruhig dich Tiger, lehn dich zurück und genieße die Show.....immerhin waren wir ja nicht die, die 15 Minuten zu spät kamen.", gab ich charmant zurück, auch wenn dies eigentlich nicht meine Art war, aber ich wollte ihm unbedingt etwas entgegen bringen!
Anschließend setzte ich mich auch wieder in Bewegung und steuerte auf die Tür zu, durch die ich im Nachhinein rein gekommen war.
Sie ging nach innen auf, was nicht gerade schlau für Spanner war. Meine Hand legte sich auf den Türgriff und ich zog diese auf, bevor die ganze Gruppe, die zuvor durch den Türspalt geschaut hatte, förmlich herein fiel.
"Achja und wenn du das Kandidaten nennst, dann möchte ich nicht weiter über dich urteilen müssen.", sprach ich mit einem leicht genervten Unterton in meiner Stimme und deutete dabei auf einige Personen, die ich eher in einer Firma oder als Lehrer angestellt hätte, als für eine Band, bevor ich diesen Raum verließ, draußen aber wartete.
...

Ich konnte einfach nichts anderes als Lachen. Kichernd krümmte ich mich und hielt mir den Bauch, während `Jemand´ fröhlich über meiner Schulter baumelte. Der Abgang war vielleicht geil! So kühl und... cool.
Die beiden Jurymitglieder schauten ziemlich doof aus der Wäsche, hatten wohl nicht mit kontra gerechnet.
„Mund zu sonst kommen Fliegen rein“, sprach ich immer noch lachend und eilte von der Bühne.
Beide klappten ihre Münder zu. „Brav“, kicherte ich und pflanzte mich auf einen der aufgestellten Stühle. Diese waren wesentlich bequemer als die aus dem Warteraum.
„Was machst du da?“, kam es von hinten und ich erkannte wieder die Stimme von Noah. Ich legte eine unschuldige Miene auf.
„Was denn? Ich will mir die Bankvertreter rein pfeifen. Mal sehn wie so die Konkurrenz ist. Sagt bloß, ich darf das nicht?“

Ich hatte nicht weit entfernt von den anderen Platz genommen, war aber auch nicht so wie Ann im selben Raum geblieben.
Ich lehnte an einer der Wände, während mein Bass neben mir stand. Eigentlich sah es so aus, als hätte ich meinen Blick streng auf den Boden gerichtet, aber ich beobachtete die anderen, die gerade her kamen. Jede einzelne Bewegung und auch wie sie sich im Vergleich zu mir verhielten. Ob sie nervös oder gelassen waren. Sie waren alle so unterschiedlich, doch eines stand schon mal für mich fest. Mit Noah würde ich mir wahrscheinlich, wenn ich es in die Band schaffen würde, noch recht häufig anlegen, auch wenn man mir selbst nicht ansah, wie ich mich über diese Bemerkung von vorhin hatte aufgeregt. Wenn wir also beim Casting nicht so gut gespielt hätten, wer wusste, ob sie uns überhaupt hätten mit in die nächste Runde genommen.
Genaugenommen konnte ich aber über beide recht wenig urteilen, besonders da Jayden selbst noch keinen Ton von sich gegeben hatte.
...

Noah schüttelte einen Kopf und ließ sich seufzend eine Reihe vor mir auf dem Jurorenstuhl nieder. Jayden setzte sich stumm neben ihn und schaute sich ein paar mitgebrachte Unterlagen an. Noah schnappte sich eine Art Mini-Megafon, das unterhalb des aufgestellten Tischen stand und brüllte: „Perry Ode bitte!“
Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe, während der aufgerufene Schlipsträger auf die Bühne wankte. „Perry Ode? Ernsthaft?“, wiederholte ich mit zusammengepressten Lippen. Jetzt bloß nicht lachen...
„Ja, guten Tag“, hechelte der Mann mit einer so hellen Stimme, dass man meinen könnte er hätte schon lange seine Männlichkeit verloren. Ich konnte einfach nicht anders. Laut prustete ich los, konnte mich kaum auf meinem Stuhl halten und nur mit Mühe und Not konnte ich mein Lachen stoppen. Die stechenden Blicke von Naoh waren ja schon fast schmerzhaft. Ich machte mich so klein ich konnte, verdammt ich wurde von allen angestarrt, und entschuldigte mich leise.
„Nun, fahre fort“, meinte Noah professionell und widmete sich wieder der Periode. Bei dem Gedanken musste ich wieder grinsen und gab ein grunzen von mir. Ein mahnender Blick von Noah war die Folge. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schluckte mein Lachen herunter. Es war aber auch komisch.
Jayden sagte dazu mal wieder nichts, sondern hatte den Blick stur geradeaus gerichtet. Ich tat es ihm gleich und war auf den Auftritt gespannt.
Als dieser Bankangestellter jedoch ein Mikro in die Hand nahm und einige Töne aus dem Playback ertönten, wurden meine Augen tellergroß. Der Typ wollte doch nicht ernsthaft singen?!
Diese Masse aus grau erhob wirklich seine Stimme und sang einen mir unbekannten Song. Schon bei der ersten Strophe kräuselten sich meine Finger- und Fußnägel und ich starrte fassungslos den Mann an. Wie bitte hatte er es vorher geschafft, die zwei Jurymitglieder zu überzeugen?
Ich glaube, dass dachten die beiden vor mir auch, wenn sie machten ungefähr das gleiche Gesicht wie ich.
Das Komische war: Als es zum Refrain kam, sang er plötzlich gut. Seine Stimme mussten im Refrain sehr hoch gehen und das packte er. Er traf auf einmal die Töne und sang irgendwie professionell. Das war wahrscheinlich auch der Auslöser fürs Finale gewesen. Dennoch, das davor war mehr als nur eine Ohrenvergewaltigung gewesen!

Auch wenn ich nicht weit entfernt von den anderen im Nachbarraum war, konnte ich mich bei dem Namen auch nicht mehr zurückhalten und begann leise zu lachen. Mit ihm, war ich jedoch auch in den Raum gekommen, da ich es mir jetzt doch nicht entgehen lassen wollte, was er tat.
Ich blieb schlussendlich neben Ann stehen und musterte die anwesenden. Ich fand es recht amüsant, dass sich Jayden nicht aus der Ruhe bringen ließ, während Noah doch bald am liebsten auf Ann eingeschlagen hätte, damit sie aufhörte zu lachen. Mich selbst störte ihr Lachen keinesfalls, nein ich befürwortete es sogar, als der Typ begann zu singen, aber ich stieg nicht mit ein, allein deshalb weil ich mir noch den Rest ansehen wollte. Als es jedoch zum Refrain kam, war auch ich mehr als nur geschockt. Zuerst schien er so schlecht, doch allein dieser Refrain, der schon hoch gesungen werden musste, da ich das Lied kannte, hörte sich bei ihm so genial an, dass ich einfach nicht anders konnte, als ihn anzustarren, auch wenn starren unhöflich war.
...

Der Typ war fertig und schaute hoffnungsvoll zur Jury. Man sah ihm an, dass es ihm sehr peinlich war vor uns allen zu singen, seine Ohren waren so rot wie komisch gewachsene Tomaten. Er wäre bestimmt lieber alleine gewesen, doch das war mir herzlich egal. Wenn er wirklich in die Band kam, ich hoffte auf ein eindeutiges `NEIN´, dann musste er lernen mit Publikum umzugehen.
Die beiden Männer vor mir gerieten sich und seufzend lehnte ich mich an meine Rückenlehne. Ich ließ meinen Blick etwas schweifen und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich Yazoo neben mir stehen sah. Wann bitte kam sie herein? Warum hatte ich sie nicht bemerkt.
„Gott, wo kommst du denn her?“, stieß ich keuchend aus und legte meine Hand auf mein schnell rasendes Herz. „Du hast mich zu Tode erschrocken!“

"Oh, das tut mir leid...und wo ich bin mit ihm rein gekommen.", meinte ich und zeigte auf den Teilnehmer. Der Boden bebte aufgrund des Playbacks noch leicht.
Mein blick richtete sich dann anschließend auf die Jury, besonders aber auf den Grünhaarigen, da ich gespannt war, ob er dieses mal einen Ton von sich geben würde, immerhin hatte er bis jetzt überhaupt nichts gesagt.
Sicherlich war ich auch recht schweigsam, aber ich hatte auch nichts gegen das Reden einzuwenden und erst recht bei ihm war ich mal auf seine Meinung gespannt, da ich ihn niemals hätte weiterkommen lassen.
...

Mein Puls beruhigte sich wieder und entsetzt bemerkte ich, dass mich Noah schadenfroh angrinste. „Freust dich wohl, dass ich fast tot umkippte?“, fauchte ich ihn an und bestrafte ihn mit einem beleidigen Blick. „Natürlich, dann bist du wenigstens still“, lachte der Braunhaarige und lachte. Beleidigt blies ich meine Wangen auf und drehte meinen Kopf zur Seite. „Hast du das gehört?“, fragte ich Yazoo aufgebracht, ließ sie aber nicht zu Wort kommen sondern drehte mich dann zu Jayden. „Sag doch was dagegen.“ Der junge Mann jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du so freundlich wärst und deine Klappe kurz hältst, könnten wir auch unser Urteil abgeben. Sie ihn dir doch mal an wie er vor Aufregung tanzt. Willst du ihn von seiner Anspannung nicht befreien?“, grinste Noah. Das war echt unglaublich! Dieser Spast... irgendwie mochte ich ihn. Auch wenn er echt nervig war.
Noah widmete sich dem Bürokaufmann und sprach mit ruhiger Stimme: „Danke für deinen Auftritt. Wir haben uns eben etwas beraten, was deine Fehler und Talente betreffen und sind zu folgendem Urteil gekommen...“

Mitfühlend legte ich ihr schlussendlich eine Hand auf die Schulter, während ich den Grünhaarigen musterte, mir dabei jedoch ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Das er nichts sagen, oder zumindest keine unnötigen wörter verschwendete machte ihn für mich sympatischer, jedoch war er nicht wirklich mein Typ, aber so konnte er wenigstens noch bei den Mädchen gut ankommen, anstatt, dass wir beide zusammen kommen würden.
Nun ja eigentlich konnte ich dies nicht einmal so hundertprozentig ausschließen, aber ehrlich gesagt wäre es mir lieber wenn wir es wirklich schafften, aus uns kein Pärchen werden würde.
Bei Noah jedoch schien es mir fast so, als wollte er diese Aufmerksamkeit er schien das komplette Gegenteil zu Jayden und mir zu sein, aber das machte die ganze Sache auch so interessant.
"Mach dir nichts draus.", gab ich schlussendlich grinsend zurück.
...

„Wir fanden dich wirklich toll, vor allen der Refrain, aber leider erfüllst du nicht unsere Vorstellungen. Tut uns leid“, meinte Noah und setzte ein betroffenes Gesicht auf. Ob es ihm wirklich leid tat oder er es nur aufsetzte konnte man nicht sagen. Mit hängenden Schultern verlief die Periode den Raum. Sofort wurde der Nächste herein gerufen. Das ging dann ungefähr zwei Stunden so und allmählich wurde mir langweilig. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen und fing an Noah während den Auftritten zu necken. Mal stupste ich ihn an und tat danach so, als wäre nichts, mal wuschelte ich ihm durch die Haare oder ich sagte ihm irgendwelche Dinge, die nicht zum Thema passten. Es war total lustig und ich hatte meinen Spaß.

Die ganze Zeit lang, während Ann Noah neckte, konnte ich mir wirklich ein Grinsen nicht verkneifen, aber mein Lachen schon. Das Jayden nichts dagegen sagte, fand ich zwar nicht ganz in Ordnung, aber mir sollte es reicht sein. Ich selbst hatte mich aber trotzdem während der zwei Stunden keinen Zentimeter bewegt und sah mir die Teilnehmer an.
Mit einem Gähner zwischendurch begrüßte ich das ende dieser langen Farce und fragte mich doch, ob die beiden uns mit Absicht auf das Ende der Teilnehmerliste gesetzt hatten oder nicht.
Noch immer sah ich aus dem Augenwinkel heraus nur das Grün von Jaydens Haar und spielte mit dem Gedanken, mir auch einmal eine knallige Farbe ins Haar zu geben, auch wenn ich genau wusste, wie sehr diese doch auffiel.
...

Nachdem eine junge Dame den Raum verlassen hatte, drehte sich Noah zu mir um. Ich erkannte eine riesige Wutader auf seiner Stirn und konnte nicht anders als zu kichern. „Ihr seid jetzt dran“, knurrte er und sah mich auffordernd an. Gemächlich stand ich auf und lief auf die Bühne. Mit `Jemand´ in der Hand stellte ich meinen Mikrofonständer in die richtige Position und grinste. Schnell stöpselte ich `Jemand´ an den Verstärker und ließ die Saiten laut vibrieren. „Alles klar? Bereit?“, fragte ich in die Runde.

"Ich wiederhole mich gerne Noah.....wie gesagt beruhig dich Tiger.", meinte ich leicht charmant und schaute ihn dabei leicht amüsiert an.
Langsam folgte ich ihr dann auf die Bühne, ganz egal ob wir eigentlich zusammen auftreten dürften oder nicht. Ich schloss anschließend mein schwarzweißes Bass an den Verstärker an und stimmte es noch einmal kurz, obwohl ich genau wusste, dass es bereits passend gestimmt war, aber sicher ist nun mal sicher.
"Okay, es kann losgehen.", sagte ich anschließend und schaute kurz zu Ann', bevor ich wieder anfing über die Seiten zu streichen. Zwar fehlte uns noch immer ein Drumer da es sonst etwas eigenartig klingen würde, aber ich würde mein bestes geben, dies stand schon mal fest.
...

Anscheinend hatten die Beiden bereits damit gerechnet, dass wir zusammen auftreten würden. Gut so! Dann musste man sich das Übereden ersparen.
Lachend zählte ich von fünf aufwärts. „Fünf, sechs, sieben, acht!“, rief ich und begann zu spielen.
Die Töne klangen kratik und irgendwie erinnerten sie mich an Rauch und Zigaretten, der einige Kritikpunkt des Liedes, meiner Meinung nach.
Ich begann mit einer ebenfalls rauen Stimme an zu singen: „If he loves you and you believe – hicka, chicka, drip drop on your knees“, sang ich und schaute dabei mit einem dominanten Blick zu der Jury. „If he loves you when you're dead and gone – Kiss, kiss a killer, kitty play along – But he's crawled inside your wounded soul – He's never ever gonna let you go.“ Aus dem Hintergrund vernahm ich die Stimme von Yazoo: „He's never ever gonna...“
Ich sang über ihren Text: „Let you go.“ und sie daraufhin: „He's never ever gonna...“ Wieder unterbrach ich sie: „Let you go.“
Und dann kam der Refrain, den ich so mochte. Mit kräftiger Stimme raunte ich in das Mirko: „If he loves you, he loves you not – Be the one to leave him, baby don't get caught – If he loves you, set your heart on fire – I hate to be the one to tell you he's a liar – If he loves you, he loves you not....“

Noch einmal kurz hatte ich durchgeatmet, als sie anfing das Lied zu singen. Urplötzlich spürte ich die Anspannung in mir, dass wir es vielleicht nicht hinbekommen könnten, aber nachdem ich ihre Stimme hörte, die mich doch von diesem Gefühl ablenkte, schien es mir besser zu gehen. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich vor dem Urteil der beiden Angst hatte.
Ich hoffte wirklich und betete zu den Engeln, ja zu göttern betete ich an sich schon mal nicht, dass wir es schaffen würden und ein Teil der Band werden würden.
Ich sang dann nebenbei den Part mit, den sonst niemand hätte belegen können den Background-Part. Auch wenn ich mich niemals getraut hätte, vor so vielen mit zu singen, da ich mich nicht als gute Sängerin empfand, versuchte ich mein Bestes, immerhin sang ich schon viel, besonders die Leider der Bands aus meiner Heimat.
...

Mit einem letzten laut gesungen: „He loves you not!“ beendete ich das Lied und atmete leicht hektisch. Es war schon anstrengend mit einer rauchigen Stimme zu singen wenn man es nicht gewohnt war. Grinsend strich ich mir eine schwarze Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, aus meinen Gesicht und stellte danach `Jemand´ zur Seite. Dann lächelte ich Yazoo an und zeigte ihr meinen Daumen. `Is doch super gelaufen´ signalisierte ich ihr somit und wand mich dann den beiden Männern zu. Diese diskutierten gerade heftig, besser Noah redete und Jayden nickte oder schüttelte mit den Kopf.
Leichtfüßig und trotz meiner hohen Schuhe sprang ich von der Bühne und kam elegant auf dem Boden auf. Zielstrebig schritt ich auf die Jury zu und stützte mich auf ihrem Tisch ab. „Und?“

Ich schloss schlussendlich noch mein Bass ab und hing es mir wieder über die Schulter, bevor ich zu Ann ging. Ich hatte das Gefühl, dass Noah wahrscheinlich uns für Ann's nerven zuvor, auch ärgern wollte, aber diese bedenken äußerte ich nicht, doch erkannte ich es an Noahs Blick.
Seufzend verlagerte ich mein Gewicht von meinem linken Bein auf mein rechtes und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper, während ich auf eine Antwort abwartete.
Und ja ich rechnete damit, dass Noah antwortete auch wenn ich gerne mal die Stimme von Jayden gehört hätte.
...

Noah faltete seine Hände und stützte sich mit dem Kinn darauf, ehe er mich ansah. Himmel, dieser Blick! Also würde man in das Gesicht eines kleinen Jungen schauen, der gerade Mordgedanken hegte. Wir wissen ja alle, wie kleine Kinder gucken können wenn sie böse sind und dieser Blick war die Krönung aller Todesblicke! Ich ahnte nichts gutes...
Natürlich, um meine Coolness zu waren, ließ ich mir meinen Schrecken nicht anmerken, sondern starrte herausfordert in sein Gesicht. Dass ich ihn damit indirekt provozierte interessierte mich in dem Moment nicht.
„Also...“, sprach der Braunhaarige langsam und verzog keine Miene. „Es war... in Ordnung. Ihr wart ganz okay, aber ihr müsst echt an ein paar Sachen arbeiten“ sprach er mit hinterhältiger Stimme und entsetzte riss ich meinen Mund auf.
Okay, Coolness ade. Ich guckte ihn wie einen Fisch an und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich war von unserem Auftritt so überzeugt gewesen und dann DAS! Okay?!
Anscheinend musste ich wirklich zum Totlachen aussehen, denn beide Bandmitglieder lachten mich aus. Ich glaubs ja nicht! Vor allem Noah fing an heftig zu Lachen und wenn ich ganz genau hinsah erkannte ich sogar Lachtränen. Wie bitte?!
Ich knurrte und kam ihm mit meine Oberkörper bedrohlich nahe. „Und was, wenn ich fragen darf, müssen wir verbessern?“, fragte ich zuckersüß und versetzte ihm merklich eine Gänsehaut. Hihi, sehr gut!

Ich lachte ebenfalls. Zwar nicht wegen Ann, aber allein schon wegen den beiden. Ich selbst hatte schon geahnt, dass so etwas kommen würde, aber einmischen würde ich mich nicht.
"Ann, ich glaube nicht, dass wir es nötig haben uns mit einem "okay", abspeisen zu lassen.", antwortete ich nun plötzlich wieder todernst, auch wenn dies nur gespielt war.
Das Jayden lachte überraschte mich zudem ziemlich, weshalb ich ihm am liebsten genauso wie Noah an die Gurgel gesprungen wäre, aber dies waren ja nur meine Gedanken und nicht die Wirklichkeit.
...

Ich gab Yazoo in Gedanken recht, auch wenn es eingebildet klang, fand ich ein okay alles andere als akzeptabel. Gespannt auf die Antwort von Noah oder vielleicht, es könnte sein, von Jayden schaute ich beide nacheinander an. „Nun, wie wäre es mit Respekt vor uns Bandmitgliedern?“, meinte Noah und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ich wusste nicht warum, aber diese Aussage brachte mich zum Lachen. „Nur wenn es auf Gegenseitigkeit beruht“, gab ich mein kontra und funkelte Noah an. Respekt hatte ich, irgendwie, nur mochte ich es total Noah zu ärgern. Ist doch nicht verboten, oder?
Gegen Jayden hatte ich auch nichts, ich wusste eigentlich nur seinen Namen...
Schnaubend erwiderte Noah spitz: „Selbstverständnis!“ Mir kam eine Idee. Was wäre wenn...?
„Gut, das heißt wenn wir euch respektieren und ihr uns auch, sind wir dabei?“ Ich hielt ihm zur Versiegelung meine Hand hin und grinste innerlich. Ja, so machte man Geschäfte und Verträge.

Nun konnte ich mir wirklich mein Lachen nicht verkneifen. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet unter gar keinen Umständen.
Aber auf solch eine Idee musste man erst einmal kommen. Sicher Respekt beruhte nur auf Gegenseitigkeiten, jedoch hatte ich meine Meinung gesagt und ich beharrte auf diesem Standpunkt, zumal ich doch genau wusste, wie dringend die beiden neue Leute für ihre "Band" suchten, die sie gründen wollten.
An den Namen selbst musste ich mich zwar noch etwas gewöhnen, aber ansonsten wartete ich erst einmal die Entscheidung der beiden ab.
...

Sofort und ohne groß zu überlegen schlug Noah ein und ich grinste hämisch. „Abgemacht“, sagte wir im Chor und nicken uns zu. Nun war es also beschlossene Sache. Aus dem Augenwinkel konnte ich Jayden erkennen, der sich mit der flachen Hand an seine Stirn schlug, anscheinend hatte er mein Spiel durchschaut und wusste nun was los war. Anders als Noah, dem man ansah, dass er noch keine Ahnung hatte. Ich lachte und drehte mich um, ohne auf die fragenden Blicke Noahs zu achten. Schnell schnappte ich mir `Jemand´ und warf ihn mir über die Schulter.
„Nun...“, zog ich das Wort in die Länge und betrachtete den Braunhaarigen, „dann wäre das ja geklärt.“ Man sah ihm seine Verwirrung deutlich an. „Wie geklärt? Willst du denn gar nicht unser Urteil wissen? Willst du nicht wissen, ob ihr es geschafft habt?“, fragte er und wurde mit der Zeit immer lauter. „Wieso?“, fragte ich ganz simpel, „ich weiß es doch schon. Du hast gerade zugestimmt, dass wir die neuen Bandmitglieder werden“, rief ich triumphierend und bemerkte den allmählichen Farbwechsel in Noahs Gesicht. Mit offenem Mund staarter abwechselt zu mir und seiner Hand. „Ich... Du...Wie..?“, fragte er völlig neben der Spur und ich konnte einfach nicht anders als zu kichern. „Tja, mein Lieber, das nennt man dann wohl Schach Matt.“ Beruhigend sah ich ihn an, ehe ich ihm einen kleinen, gelben Zettel auf den Tisch heftete und auf die Tür zu steuerte. „Meine Kontaktdaten, für den Fall, dass ihr mich erreichen müsst.“ Ich zwinkerte den Beiden zu und wand mich dann an Yazoo, die teilnahmslos im Raum stand. „Na komm! Wir werden jetzt auf unseren Sieg einen drauf machen!“

"Einen drauf machen.", wiederholte ich ihre Worte und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe, bevor ich ihr folgte.
Ich hinterließ den beiden aber meine Nummer nicht, zumal sie auch hätten Ann später danach fragen können. die Absätze meiner Schuhe gaben ein gut hörbares Klackern von sich, während ich hinter Ann herlief und dabei mein Bass noch einmal richtig auf meine Schulter setzte. Noah war auch wirklich vorsichtig gewesen, dies musste ich zugeben, aber ehrlich gesagt war es auch gut für uns, denn so konnten die anderen aufhören zu hoffen.
Kurz drehte ich mich noch einmal zu den Beiden um und zwinkerte ihnen zu, bevor ich den Raum verließ und mich doch wirklich über diesen "Sieg" freute.
...

Grinsend lief ich durch den Flur, der nach draußen führte. Es war ein tolles Gefühl es endlich geschafft zu haben, wenn auch nicht mit wirklich fairen Mitteln. Aber egal, interessiert doch keinen. Während ich die Eingangstür aufstieß, fischte ich mein Handy aus meiner Jackentasche und suchte die Nummer meiner Freundin. Sie wollte unbedingt, dass ich sie nach dem Casting anrufen würde, um ihr alles haarklein zu berichten.

Ich griff mir draußen noch meine Tasche, die ich dort hatte stehen gelassen und folgte Ann schlussendlich ohne ein weiteres Wort zu verlieren nach draußen.
Zuvor sah ich mir aber noch einmal alles genau an, bis ich Noah und Jayden den Raum verlassen sah, in dem wir zuvor aufgetreten waren.
Sie schienen doch in ein heftiges Gespräch verwickelt zu sein, wobei Noah redete, während Jayden schwieg. Sein grünes Haar lag weiterhin von den beiden im Vordergrund, während ich die beiden einen Augenblick lang mit meinem Blick verfolgte.
Plötzlich kreuzten sich jedoch die Blicke von Jayden und mir, jedoch war es mir keinesfalls peinlich, weshalb ich auch nicht zur Seite sah.
Anschließend aber trotzdem draußen wieder in der Sonne stand.
...

Seufzend wartete ich, dass meine Freundin abhob. Was auch immer sie gerade tat, sie ließ sich extrem viel Zeit beim Abheben. Dieses verdammt nervige Tuten würde ich am liebsten erwürgen und röchelnd auf die Straße werfen, dann mit einem Auto drüber fahren und es anschließend von einem Hochhaus schmeißen.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hob meine bessere Hälfte ab und quietschte fröhlich in ihr Handy: `Haaaaaallo!! Wie war´s? Erzähl! Ich will ALLES wissen! Sahen sie gut aus? Wie ist dieser Noah? Genauso schnuckelig wie im Fernsehen? Und Jayden, ist er wirklich so ein Draufgänger wie in den Medien? Boah, jetzt sag doch mal!´, schrie sie mir ins Ohr und wirkte so aufgeregt wie noch nie.
*Als hätte ich ihr gesagt, ich wäre schwanger und würde heiraten*, dachte ich mir still und heimlich und seufzte dann laut. „Also, es war gut. Wir sind in der Band. Hehe, ich hab die Zwei voll über Ohr gehauen. War echt lustig. Noah is genauso schnuckelig und ein perfektes Opfer für meine Nervattacken! Kennst du ja. Mein erste Freund ist ja deswegen drauf gegangen... Aber egal, Jayden, ey ich glaub der ist stumm. Er hat bis jetzt noch keinen Ton gesagt. KEINEN! Ist das zu glauben und der soll ein Gangster sein. Unvorstellbar!“, tratschte ich und lief aufgebracht und vollkommen in das Gespräch vertieft im Kreis.
`Wie jetzt? Du nervst Noah?! Wie kannst du es wagen und das Schnuckel ärgern?! Er ist doch sooo süß. Du musst mit ihm flirten, Schätzchen! Sonst bleibst du für immer allein!´
„Was? Nee, das kannst du vergessen. Ich flirte doch nicht mit diesem Kerl!“
`Natürlich tust du das!´
„Nein, tu ich nicht! Er ist überhaupt nicht mein Typ...“
`Jetzt lügst du aber! Er entspricht voll deinem Männergeschmack!´
„Hmpf!“
`Nix Hmpf! Los, lad ihn in die Irish Pup ein! Ihr müsst doch euren Beitritt feiern. Und außerdem kommt ihr euch dann etwas näher...´ Mir gefiel dieser Unterton in ihrer Stimme nicht.
„Nein, das werde ich nicht...“ Laut wurde ich unterbrochen: `Du wirst jetzt gefälligst das Schnuckel und seinen Freund zu einem Drink einladen!! Keine Widerrede! Ich bin in 10 Minuten da und wehe du kommst nicht mit männlicher Begleitung!´
„Aber...“
`Apapapap! LOS!´, rief sie und legte einfach auf.
Geschockt und deutlich verwirrt starrte ich mein Handy an und brachte keinen Ton heraus.