Ein sonniger und heiterer Tag schien es heute für die Schüler des Weston Colleges zu werden. Trotz der selten zu sehenden Sonne, die etwas Wärme in das triste London brachte, war es doch nicht gerade warm. Der Schultag hatte bereits seit langem begonnen und endete nun in der Mittagspause, nach der eigentlich nur noch die freiwilligen Aktivitäten folgen. Das System der FAG war bereits jetzt wieder in vollem Gange und die unteren Schüler erledigten die Aufgaben für die älteren Schüler. Einige servierten den Tee oder kümmerten sich individuell um die Aufgaben der Schüler
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"Gregory darf ich bitte mal eine Pause machen?", mit tiefer Stimme zu reden, daran hatte ich mich in den letzten Jahren gewöhnt und auch daran, dass ich nach der Pfeife meines Bruders tanzen musste. Gut ich war wohl so ziemlich das einzigste Mädchen, bei dem man trotzdem wusste, dass sie Beine hatte. Schlichtweg hielt sich dieser Mythos aber nur bei den kleinen Kindern, aber ich war eben der lebende Beweis dafür, denn hier trug ich Jungenkleidung. Ganz anders war es heute, es war gerade 15 Uhr und jetzt hatten wir Mittagspause, ja hier ging die Schulzeit etwas anders. Zwar gab es keinen Unterricht mehr, aber unser Leben war doch bis ins kleinste Detail geplant. "Ich bin fast fertig, gedulde dich noch etwas Alec.", sprach mein Bruder in der Gegenwart seiner Freunde, während er sich seine Kapuze richtete und dafür seinen Stift kurzzeitig zur Seite gelegt hatte. Ja heute dürfte ich ihm Model stehen, was für jeden eigentlich eine unsagbar große Ehre war, nur nicht für mich. Ich als seine Schwester hatte da schon meine Vorteile nur nicht hier, hier an der Schule war das trotzdem etwas anderes. Mir fiel es immer schwerer diese Position beizubehalten, aber trotzdem es war noch lange nicht vorbei. Dann war er erst mit seiner ersten Zeichnung durch und es folgten noch weitere.
Am liebsten hätte ich ihm jetzt gesagt wie sehr diese Perücke aber doch juckte und vor allem, wie eng es in diesem Outfit eigentlich war, vor allem wenn man sich noch seine Oberweite hatte abbinden müssen. Aber gut, eigentlich mochte ich dieses Outfit sogar, aber all diese Gedanken wollte ich zur Zeit nicht laut aussprechen, beschweren sollten wir uns so oder so nicht und dies tat ich auch nicht.
Aber doch etwas unangenehm war es, denn war kalt und vor allem fühlte ich mich von den anderen Schülern beobachtet. Glück hatte ich aber nur, da ich bis auf meine etwas größere Oberweite kaum weibliche Züge an den Tag legte. Seine Freunde grinsten mich immer wieder an, wie als hätten sie mich enttarnt doch dies konnte doch eigentlich gar nicht sein oder? Zumindest sagten sie nichts. Wir standen mitten auf der Wiese, auch wenn ich den Rasen eigentlich nicht betreten dürfte, dies dürften nur die Anführer der Häuser, aber Gregory hatte da doch eine Ausnahme gemacht, immerhin ging es um seine Kunst.
So gut es ging, versuchte ich meine Umgebung auszublenden, aber gleichzeitig bekem ich immer noch alles um mich herum mit. Mein Zittern versuchte ich mir zudem auch etwas zu verkneifen, auch wenn es ein fast unmögliches Unterfangen war.
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