RPG: Welcome to your second schooltime

Ein typischer Montagmorgen.
Nun ja dies sollte es eigentlich sein. Gerade waren die Weihnachtsferien vorbei und die Schülerinnen und Schüler stürmten wieder in ihre Schulen. Man konnte förmlich ihre Lust spüren wieder etwas neues zu lernen und wie sie bereits am heutigen Tag mit voller Neugierde und einem unersättlichen Lerndrang zur Sache gingen. Wie sie bereits jetzt in allen Tests vor hatten nur die besten Noten zu schreiben und damit ihre Eltern stolz zu machen. Wie die Lehrer nur in ihren Gesprächen von ihren Schülern zu schwärmen begannen und die Schulen einen besseren Ruf bekamen.
Ach wie schön dieser Montag nach den Weihnachtsferien doch war...
Oder auch nicht!

Es hatte bereits wieder begonnen zu schein und der Schnee selbst, der an den Straßenrändern aufgestapelt war, bildete große Haufen. Die schwarzen Straßen waren bereits wieder von einer leichten Schneedecke bedeckt und die eisige Kälte verlangte es jedem Autofahrer ab, doch in den dicksten Winterjacken im Auto zu sitzen, während die Reifen nur so über die Fahrbahn schlitterten. Einige Schülerinnen und Schüler waren bereits wieder zurück im Internat aber dies waren doch nur die, die eigentlich an der Schule immer als Streber galten.
Das Falkenberger Internat an sich, hatte eigentlich einen wirklich guten Ruf, aber wie es eben so mit dem Thema Schule war, gingen eigentlich alle nicht gerne in eine Lehranstalt, bis sie eben verlassen wurde und man sich als Erwachsener fragte, wieso man die Zeit nicht mehr genutzt hatte.
Neben bunten Regenschirmen, oder besser gesagt "Schneeschirmen", gab es aber auch noch einige, die bereits einem Schneemann glichen.

*

Gerad stieg ich aus dem schwarzen Firmenwagen meines Vaters aus. Die Weihnachtsferien hatte ich bei der Familie meines Vaters verbracht, aber Takanori hatte ich trotzdem auch nicht besuchen können. Ich empfand dies nicht als schlimm, auch wenn ich ihn wirklich gern einmal persönlich getroffen hätte, aber uns gegenseitig Glückwünsche hatten wir uns doch ausgerichtet. Meine Verwandten in Deutschland hatte ich eigentlich in den drei Wochen nicht einmal gesehen, aber gestört hatte es mich auch nicht. In Japan fühlte ich mich eigentlich sowieso wohler. Dort hatte ich meine Familie, einige Freunde mit denen ich via Internet Kontakt hielt, eine Umgebung in der ich nicht auffiel und viel wichtiger noch, dort war ich nicht mehr so weit von Takanori entfernt, wenn auch immer noch zu weit entfernt von meinem Bruder. Castiel war über die Weihnachtsfeiertage ebenfalls da gewesen, aber dies war nur eine Ausnahme.
Wenn ich schon allein noch daran dachte, wie schön es für mich war, den Kimono zu tragen, den mir Großmutter geschenkt hatte, breitete sich in mein ein Gefühl von Wärme aus.
Sicherlich hatte ich dort noch einiges eingekauft, aber was man dort bekam, war hier in Deutschland doch unmöglich zu bekommen.

Mit einer langen Umarmung, verabschiedete ich mich von meinem Vater, der mir dabei durch mein Haar strich, was heute Ausnahmsweise nicht ganz so gestylt war wie sonst.
Heute würden wir sowieso nur unsere Zimmer wieder beziehen, da der Unterricht Morgen erst beginnen sollte und ich war zugegebenermaßen wirklich froh darüber, auch wenn ich die Schule nicht hasste.
Nachdem mein Vater wieder in dem Wagen eingestiegen war und ich meinen Koffer, sowie eine kleine Reisetasche hatte, ging ich auf das Schulgebäude zu.
"Nur noch den Stundenplan und den Zimmerschlüssel holen.", schoss es mir durch den Kopf, während ich losging.
Weit kam ich aber nicht, da ich dann doch begann leicht auszurutschen und somit jemand anderen anrempelte.

...

Ich hüpfte aus dem roten Wagen meiner Mutter. Sofort schrumpfte ich ein Stück, da der gefallene Schnee mein Gewicht nicht halten konnte und ich dadurch versank. Während meine Mutter den Kofferraum öffnete und meine Sachen herausholte, sah ich nach oben zum Himmel. Es schneite große, klebrige Flocken, die mir unter den Kragen wehten, weil mein oberster Knopf fehlte. In meinen Haaren verirrten sich die Kristalle und wirkten wie Insekten, die gefangen in einem Spinnennetz waren.
„So, das war´s Schätzchen“, meinte meine Mutter, ich drehte mich zu ihr um. „Nun bist du ein weiteres Jahr nicht zu Hause. Komm her. Lass dich drücken.“ Meine Mutter streckte die Arme aus. Mal wieder war sie den Tränen nahe. Wirklich, meine Mutter weinte wegen jeder Kleinigkeit. Manchmal echt unpassend...
Trotzdem lief ich auf sie zu und umarmte sie. Mir würde das tolle Essen fehlen. Niemand konnte so gut kochen wie Mama. Als wir uns wieder lösten lachten wir uns an und ich schnappte mir meinen coolen Koffer und zwei Taschen, die ich mir über die Schulter schmiss, und atmete tief ein. Ein Küsschen auf Mutters Wange als Verabschiedung und schon steuerte ich die Schule an.
So einfach wie es klang, war es aber leider nicht. Der Koffer ließ sich bei dem ganzen Schnee kaum rollen und zog viel Schnee mit sich, welcher auf die Dauer immer schwerer wurde. Man, wie ich das hasste. Winter war für mich eine der schlimmsten Jahreszeiten. Mal abgesehen von den Feiertagen und den Geschenken gab es kaum Positives. Man musste immer super warm angezogen rausgehen und trotzdem fror man. Wenn man sich bewegte, dann schwitzte man und fror anschließend, weil der Schweiß abkühlte. Man kam immer nass nach Hause und gefühlt ohne Finger und Nase. Schrecklich!
Kopfschütteln versuchte ich irgendwie durch den Schnee zu kommen. Zum Glück hatte ich die neuen Schuhe an. Coole Stiefel mit fester Sohle, ich konnte also nicht ausrutschen. Und sie sahen echt schick aus. Mit bunten Schnürsenkeln und sonst schwarz, stachen total aus dem Schnee heraus.
So in Gedanken versunken bekam ich nur in letzter Sekunde mit, wie ein schlitterndes Mädchen auf mich zuraste und wir krachend im Schnee begraben wurden. Schnell rappelte ich mich wieder auf und schüttelte meinen Kopf, damit meine Haare wieder bunt und nicht weiß waren. Dann sah ich zu dem Mädchen. „Hey, alles in Ordnung?“....

Als ich mich auch wieder aufgerappelt hatte und mein silbernes Haar vom Schnee befreit hatte, schaute ich das Mädchen vor mir entschuldigend an.
Als ich sie nebenbei auch musterte fielen mir zuerst ihre bunten Haare auf, die ich wirklich toll fand.
"gomenasai", murmelte ich anschließend und kratze mich verlegen am Hinterkopf, bis mir dann doch einfiel, dass ich nicht mehr in Japan war und das ganze dann doch noch einmal auf Deutsch wiederholte.
"Es tut mir leid, ich habe nicht wirklich aufgepasst.", gab ich dann offen zu.
"Mein Name Shyrojama Yasu und du bist?", fragte ich sie anschließend und stellte meinen Koffer neben mir fest, sodass er nicht wegrollte.
...

Mit Sternchenaugen sah ich sie an und konnte ein quieken nicht unterdrücken. „Du kannst Japanisch? Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott, wie cooooool. Ich LIEBE die japanische Kultur! Vor allem Mangas und Animes!“ rief ich aus und betrachtete sie voller Freude. Ich hatte doch tatsächlich eine Japanerin vor mir, Krass!
Sie hatte gewisse Ähnlichkeit mit den japanischen Bandmitgliedern, wie ich fand. Ungewöhnliche Haarfarbe und außergewöhnlicher Stil, total abgefahren!
Mein Blick fiel auf ihren linken Arm. Sie... oh scheiße, sie BLUTETE!
`Verdammt, jetzt traf ich mal eine Japanerin und dann verletzte ich sie auch noch so stark, dass sie blutete´, heulte ich innerlich. Überfordert saß ich nun vor ihr im Schnee und brachte keinen anständigen Satz heraus. „Oh.. nein- sorry, ähm, gomen- äh- Ich wollte nicht...“ stotterte ich und wusste nicht was ich tun sollte. Verzweifelt kneteten meine Finger den Stoff meines Mantels(FdW 3)...

Auf ihre erste Reaktion hin, war ich ein wenig überfordert, gleichzeitig aber auch etwas verlegen. Aber wenn man so aufwuchs wie ich, war man daran etwas gewöhnt.
Noch immer schneite es und in meinen Haaren hatten sich ebenfalls wieder einige kleine Schneeflocken verfangen, auch wenn diese nicht ganz so auffielen, wie bei ihr.
Lächelnd legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
"Hey keine Sorge, das ist kein Blut, zumindest kein richtiges, das ist nur Farbe.", versuchte ich sie aufzumuntern und lachte dabei ein wenig. Oftmals war es schon passiert, dass einige das als echt gesehen hatten, aber ich war ebenfalls schon daran gewöhnt, auch wenn ich damals nicht gedacht hätte, dass mein Vater überhaupt seine Erlaubnis dazu gegeben hatte.
Die anderen Schüler die gerade angekommen waren, sahen mehr als nur verwirrt zu und, bevor sie sich abwandten und ins Gebäude gingen.
"Nun komm, sonst erfrieren wir hier draußen noch."
...

Erleichtert atmete ich aus und entspannte mich wieder. Es war doch nichts passiert, ein Glück. „Wenn das Farbe ist, muss ich sagen, dass das ganz schon realistisch wirkt. Und ich bin in Sache Farbe Experte.“ Ich grinste sie an. Dann schnappte ich mir ihren Arm und studierte das “Blut“. Es sah verdammt realistisch aus. Ich war beeindruckt von dem Tattoo. „Das sieht echt toll aus, unglaublich, dass deine Eltern dir so was erlauben. Naja, wahrscheinlich sind japanische Eltern net so Spießer wie die hier“, fing ich an zu plaudern und bei der letzten Bemerkung musste ich leicht kichern.
„Ich bin übrigens Franzy“, lächelte ich und deutete eine Verbeugung an.
Schließlich ließ ich ihren Arm los und schnappte mir meine Taschen und den Koffer und lief los.
„Na komm, Yasu-chan“, rief ich fröhlich und verschwand im Eingang.

"Naja, mein Vater hat mir die Erlaubnis gegeben, meine Mutter weiß bis heute noch nichts.", meinte ich lachend und strich den Ärmel meiner Jacke wieder komplett über meinen Arm. [Alltag Nr. 4]
Leicht schmunzelnd über ihre Bemerkung, lief ich ihr schlussendlich hinterher, zog dabei aber auch noch meinen Koffer mit, was das ganze doch etwas komplizierter machte, aufgrund des vielen Schnees.
Mein silbernes Haar war jetzt schon von einer dünnen weißen Schicht überzogen und diese schmolz auch nicht, als wir weiter liefen.
Im Gebäude selbst waren schon einige Schülerinnen und Schüler versammelt, die mit ihrem Gepäck doch die riesige Eingangshalle so weit füllten, das man kaum noch Platz hatte um sich überhaupt zu bewegen.
Während ich also versuchte gefahrlos einen Platz zum stehen zu finden, schaute ich mich gleichzeitig auch noch nach ein paar Lehrern um, die ich im vergangenen Jahr bereits einmal im Unterricht gehabt hatte.
Mein Blick blieb schlussendlich an Franziska hängen. Ich hoffte, dass wir in diesem Schuljahr zusammen in einer Klasse waren, da sie mir schon jetzt sehr sympatisch war.
Anschließend kamen dann auch die Lehrer in die Eingangshalle und begannen uns in diesem Jahr hier willkommen zu heißen.
Eigentlich hörte ich nicht ganz so aufmerksam zu, ich wollte ehrlich gesagt nur zurück in mein Zimmer und endlich auspacken. Zwar war es hier drinnen angenehm warm, jedoch aufgrund der vielen Schüler, war die Luft nicht mehr gerade frisch.
"Ich hoffe, dass wir bald unsere Zimmerschlüssel bekommen.", murmelte ich vor mich hin.
...

Gelangweilt standen wir in der Einganghalle, während unserer Direktor vorne die Begrüßungsrede laberte. Man sah der Menge an, dass sie ihm nicht zuhörten und so schnell wie möglich in ihre Zimmer wollten. Genauso ging es mir im Moment auch. Ich wollte unbedingt in mein Zimmer und entspannen! Stattdessen schlief ich hier im Stehen ein, oh man.
Dem Kommentar meiner Nachbarin konnte ich nur zustimmen. Welches Zimmer sie wohl belegte? Ich wusste, dass ich mein Zimmer vom letzten Jahr behalten hatte. So war das bis jetzt immer gewesen. Ich war mal auf meine neuen Nachbarn gespannt. Ob sie wohl freundlich waren?
Wie sehr wünschte ich mich jetzt hier weg, gaanz weit weg.
„Psst, ey, komm mal mit“, flüsterte ich zu Yasu und deutete mit meiner rechten Hand zur Eingangstür. „Ich will etwas frische Luft schnappen. Der da oben kriegt das eh net mit, wenn wir kurz verduften.“...

"Okay, ja ich glaube nicht, dass er das mitbekommt.", gab ich ihr leise als Antwort und ging mit ihr zurück zur Eingangstür.
Meinen Koffer und auch meine kleine Reisetasche, hatte ich an den Rand gestellt, jedenfalls dort hin, wo noch Platz war.
Während ich dann ganz langsam die riesige hölzerne Eingangstür hinter uns schloss, atmete ich einmal tief durch.
"Oh man, der kann auch nur jedes Jahr die gleiche Rede halten.", beschwerte ich mich, während wir draußen standen. In gewissermaßen, war es ja schon schön, wie er die neuen Schüler jedes Jahr aufs neue wieder begrüßte, aber andererseits konnte man auch nicht davon ausgehen, dass jeder andere ihm aufmerksam zuhörte.
Langsam kramte ich den Plan mit den Zimmern im Mädchenwohnheims heraus und schaute kurz darauf. Mein Zimmer hatte zum Glück nicht seinen Standort gewechselt und darüber war ich auch mehr als nur froh.
...

Genießerisch atmete ich die frische, kühle Luft ein. Auch wenn es arschkalt war und ich jetzt schon begann zu frieren, fand ich die Luft viel besser als das stickige “Etwas“ da drinnen. Luft konnte man definitiv nicht mehr nennen!
„ Es ist irgendwie deprimierend, immer wieder das Selbe zu hören. Dass unser Direx nicht genug Fantasie für ne neue Rede hat, und wir sind einen Kreativ-Schule, ist das echt armselig. Aber egal, ich kann den eh net leiden“, meckerte ich, während mein Blick die weiße Landschaft scannte. Bei der letzten Bemerkung fing ich an zu lachen. „Ich muss so oft zu ihm, dass is schon nich mehr normal. Und glaub mir, ich bin kein Störenfried! Nur stelle ich oft die falschen Fragen“, wieder lachte ich, „ Zumindest wenn es nach den Lehrern geht.“ Ich machte eine kurze Pause und zog den Kragen meines Mantels enger an meinen Hals, da es mir definitiv zu kalt wurde. „ Sag mal, bist du eigentlich neu hier? Ich hab dich bis jetzt noch nie hier gesehen.“ Fragend sah ich Yasu an...

Genauso wie sie in den Schnee sah, tat ich es ihr gleich. Eigentlich mochte ich den Schnee nicht wirklich, aber ich konnte auch nicht wirklich etwas dagegen sagen.
"Nun ich kann das zwar nicht beurteilen, wie deine Fragen ausfallen, aber ich glaube nicht, dass sie so schlimm sind, wie du gerade behauptet hast.", murmelte ich.
Auch wenn mir schon etwas kalt war, was eigentlich auch verständlich war, da ich nicht besonders warme Kleidung trug, störte es mich nicht so wirklich, besonders da ich für meinen Styl auch gern Opfer brachte, wie die meisten Japaner ebenso.
"Nein, ich gehe jetzt bereits das dritte Jahr auf diese Schule, aber das wir uns noch nicht begegnet sind, kann auch nur den Grund haben, dass mein Zimmer aufgrund mehrerer Beschwerden über mein Bassspiel, ans Ende des Ganges verlegt wurde.", gab ich offen zu und grinste dabei. Ich fand es schon sehr amüsant, wie sich eine solch kreative Schule über so etwas nur aufregen konnte.
...

„Du spielst Bass? Cool“, meinte ich anerkennend und nickte leicht mit dem Kopf. Dann richtete ich einen Blick auf ihr Gesicht. Eindringend sah ich sie an. „Es ist echt komisch, dass wir uns noch nie über den Weg gelaufen sind, auch wenn dein Zimmer am Arsch der Welt ist. Die Jahrgänge haben so gut wie immer zusammen Unterricht, ich müsste dich mindestens schon einmal gesehen haben. Mir kommt aber dein Gesicht nicht bekannt vor. Und ich hätte es mir gemerkt, wenn ein grauhaariges, japanisches Mädchen an mir vorbeigelaufen wäre. Zumal du mit deinem Kleidungsstil aus der Menge herausstichst“, zählte ich irritiert auf. Es wurmte mich, dass sie mir bis jetzt wirklich noch nie aufgefallen war. Das ging doch gar nicht, oder? Ihr Name kam mir nämlich auch nicht bekannt vor. Yasu... nein, da klingelte nichts. Schöner Name, aber nein. Verdammt, das regte mich richtig auf!
Mittlerweile war mir richtig kalt geworden und so langsam verwandelten sich meine Finger in Eiszapfen. Wie lange standen wir schon hier draußen? War der Direktor vielleicht schon fertig mit der todlangweiligen Rede? Sollten wir wieder reingehen?
Ich riskierte einen Blick zur Tür...

"Naja ich weiß auch nicht so wirklich, warum wir und trotzdem nie begegnet sind.", meinte ich und lachte ein wenig.
Mittlerweile war auch mit wirklich kalt und obwohl ich eigentlich hätte noch länger draußen bleiben können, wobei ich dann wahrscheinlich auch zu einem Eiszapfen geworden wäre, öffnete ich die Tür ein wenig. Zumindest nachdem ich ihren Blick bemerkt hatte. Unsere koffer standen noch immer an ihrem Platz und die anscheinend endlose Rede des Direktors war ebenfalls beendet, sodass sich die anderen Schüler nun zu einer riesigen Schlange vor der Information geformt hatten, da wir dort unsere Schlüssel und einen angefertigten Stundenplan bekommen würden.
"Ich glaube wir sollten uns auch anstellen.", meinte ich, als ich die Tür weiter öffnete und auf die riesige Schlange an Schülern zeigte.
"Aber komm ich will auch nicht, dass du mir hier draußen erfrierst.", sagte ich freundlich lächelnd zu ihr und zog Franziska dann auch mit rein.
...

Ich seufzte genervt auf als ich die lange Schlage vor dem Info-Stand erblickte. Während mich Yasu hinter sich her zu, direkt auf das Schlangenende zu, bremste ich sie. „Ich stell mich da net an. Das kannst du vergessen.“ Ich befreite meinen Arm aus ihrem Griff und verschränkte ihn zusammen mit dem Anderen vor meiner Brust. Das würde Ewigkeiten dauern bis wir an unsere Schlüssel kommen würden. Und für eine Ewigkeit hatte ich keine Zeit, das stand fest!
Da kam mir die rettende Idee. Triumphierend grinste ich Yasu an und meinte: „ Warte hier“, damit lief ich auf Theke zu, bei der die Angestellten eifrig den drängelnden Schülern ihre Schlüssel plus Stundenpläne übergaben...

Verwundert und zugleich überrascht sah ich ihr hinterher.
Was sie wohl für eine Idee hatte? Wenn es einfach nur vordrängeln war, dann wäre dies wohl keine gute Idee gewesen, aber ich hinderte sie auch nicht wirklich daran, auch wenn ich es am liebsten getan hätte.
Nachdenklich schaute ich zu meinem Gepäck, bei dem auch mein Bass stand, zwar sah man es nicht direkt, da es in einer schwarzen Tasche war, aber wenn man dann doch hinsah, konnte man die Form schon noch erkennen. Eigentlich hätte ich es auch hier lassen können, aber dies wollte ich weiß Gott nochmal nicht. Dann schaute ich doch wieder zu Franziska und hoffte, dass sie eine gute Idee hatte.
...

Grinsend stellte ich mich vor einen Mann, der gerade dabei war, die Schlüssel den Stundenplänen zuzuordnen. Freudig wuschelte ich ihm durch die Haare. „Na, alte Socke, immer noch die Drecksarbeit?“ fragte ich kichernd und sah ihm über die Schulter. Der Mann sah mich erst verwundert, dann beleidigt an. „Hey, dass is aber nich nett. Ich hab eine wichtige Aufgabe.“ Beleidigt blies er seine Wangen auf. „Jaja, schon verstanden.“ Wieder wuschelte ich ihm durchs Haar. „Könntest du das bitte lassen? Du ruinierst meine Frisur.“ „Welche Frisur?“ lachte ich und klopfte ihm auf die Schulter. „Du, ich hab ne bitte an dich, Andy.“ Er sah mich überrascht an. „Schieß los.“ forderte er mich auf und lauschte meiner Bitte, während er weiterarbeitete.
„Könntest du mir zwei Schlüssel plus Stundenplan geben?“ Ich setzte einen Hundeblick auf und schob meine Unterlippe nach vorne. Er seufzte. „Du weißt schon, dass ich das nicht darf, oder? Eigentlich musst du dich genauso wie alle anderen anstellen und warten bis du dran bist“, gab er von sich und kratzte sich am Kopf. „Ach, komm schon! Wir sind doch Kumpels. Bitte, bitte, bitte“, immer noch machte ich ein flehendes Gesicht. Geschlagen seufzte er. „Ich hasse es, wenn du das machst“, schüttelte er den Kopf und sah in seine Unterlagen. „Ich weiß“, grinste ich und beugte mich ebenfalls über die Liste. „Ich brauche meinen und den von Yasu.... ähm, wie heißt sie mit Nachnamen?“ Ich überlegte. Ich wusste ihn nicht. Suchend fuhren meine Augen über die aufgelisteten Namen. „Da!“, rief ich aus und zeigte mit meinem Zeigefinger auf ihren Namen. „Von ihr auch, bitte.“ Andy schaute sich die Zimmernummer und die Klasse an, nickte und suchte alles zusammen. Dann übergab er es mir seufzend. „Sag das aber niemanden. Bitte. Mein Job geht sonst drauf.“ „Keine Sorge“, versicherte ich ihm, „Von mir erfährt niemand was.“ Lächelnd wand ich mich ab und wollte wieder verschwinden, als ich mich nochmal zu ihm umdrehte und ich zuzwinkerte. „Übrigens seufzt du ziemlich viel.“ ich kicherte und ging wieder zu Yasu.

Mittlerweile hatte ich mir mein Bass umgehängt und beobachtete danach Franziska aufmerksam, während ich anfing zu grinsen.
Anscheinend kannte sie doch mehr Menschen hier als ich, da ich nicht einmal hätte sagen können, wie der Mann, der an der Theke saß, hieß. Aber zugegeben viele Freunde hatte ich eigentlich nie gehabt zumindest nicht hier an der Schule, aber dafür in Japan.
Sicherlich war es mein Vater der mit seinem Arbeitsplatz dazu beigetragen hatte, dass ich so oft in Japan war, aber wiederum war dies nicht der Grund, warum ich dort so viele Menschen kannte.
Mein Blick würde plötzlich ein wenig verträumt als ich an Japan und auch an Takanori dachte, da ich ihn wirklich irgendwann einmal sehen wollte, aber bis dahin musste ich wohl oder übel noch warten.
Als Franziska dann auch mit den Schlüsseln zurück kam, bemerkte ich dies zuerst nicht so wirklich, da ich doch sehr gern tagträumte und deshalb oftmals nicht ansprechbar war, erst recht wenn ich an meine Familie dachte.
...

Ich sah Yasu schon von Weitem. Sie hatte einen Bass um den Hals und wirkte irgendwie weggetreten. `Perfekt!´ dachte ich und schlich mich leise an. Sie hatte mich noch nicht bemerkt und starrte die Decke an. Auf leisen Sohlen blieb ich hinter hier stehen und mit einem „YUUH!“ hängte ich mich um ihren Hals und schüttelte sie ein wenig. Ich liebte es, Leute zu erschrecken. Ihre Reaktionen waren immer so lustig. Okay, einmal war das net so schön.
Ich hatte eine Klassenkameradin, mit der ich an einem Kunstprojekt arbeite, am Schulanfang erschreckt, indem ich hinter ihr stand und mit einem „Buh!“ ihre Schultern packte. Sie verkraftete diesen Schreck nicht, kreischte und fiel in Ohnmacht. Anscheinend hatte sie am Morgen zu wenig gegessen oder getrunken, jedenfalls war ihr Blutzucker im Keller, und war vom Typ her auch sehr schreckhaft. Jedenfalls kippte sie um, ich natürlich total perplex. Der Notarzt kam dann und sie saß zwei Tage im Krankenhaus um sich zu erholen. Und ich bekam natürlich Anschiss und musste Nachsitzen! `-.-“´ war mein einiger Gedanke.
Gespannt auf Yasus Reaktion grinste ich sie an.

Auch wenn ich meine Tagträume nur allzu gern träumte, so waren sie im Unterricht doch etwas hinderlich, dies hatte ich schon im letzten Jahr schmerzlich erfahren müssen. Zwar hatte mich keiner deshalb geschlagen oder so was, da das ja sowieso verboten war, aber von einem schweren Mathebuch, das auf meinen Tisch knallte, träumte ich nachts immer mal wieder noch.
einige schöne und nicht so schöne Erinnerungen, die ich an Japan hatte, zeichneten sich vor meinem inneren Auge ab, meine erste Shoppingtour mit meinem Bruder, die einmal nicht in einem kleinen Streit geendet hatte, der Besuch bei meinen Großeltern und vor allem auch das erste Gespräch mit Takanori, zwar nur via Handy aber es war in Ordnung. Wie ich fand, hatte er eine wirklich schöne Stimme, auch wenn mir die Ähnlichkeit zu einer gewissen anderen Person bis heute noch nicht aufgefallen war.
Als ich plötzlich das zusätzliche Gewicht spürte schreckte ich dann auch aus meinem Tagtraum auf, konnte dadurch mein Gleichgewicht aber nicht mehr halten und kippte nach hinten um.
...

Süß ihr erschrecktes und doch so unschuldiges Gesicht. Obwohl wir uns noch nicht mal 3 Stunden kannten, hatte ich sie jetzt schon lieb gewonnen. Was mich total aus der Fassung brachte war die Tatsache, dass sich ihr Gewicht nach hinten, also auf mich, verlagerte. Überrumpelt konnte ich das zusätzliche Gewicht nicht halten und kippte, zusammen mit ihr, um. Doch hatte ich noch genug Reflexe um mich so aufzustützen, dass ich nur auf meinen Hintern fiel und auch noch Yasu vor einer Verletzung schützen konnte. Nun saß sie zwischen meinen Beinen. „Komisch“, meinte ich, während ich meinen schmerzenden Hintern rieb, „ Irgendwie liegen wir heute nur auf dem Boden. Sind wir irgendwie magnetisch?“ Ich lachte und versuchte aufzustehen.

Zuerst sah ich sie nur entschuldigend an und murmelte dabei eine kleine Entschuldigung, zwar auch wieder auf Japanisch, aber das bemerkte ich gerade nicht. Trotzdem war ich froh, dass ihr nichts passiert war. Dennoch begann ich dann nach kurzer Zeit zu lachen. Sicherlich war es wirklich komisch, was uns hier in der kurzen Zeit passiert war, aber ich musste zugeben, dass ich sie wirklich mochte.
Sie war wirklich jemand, den man einfach mögen musste zumal sie so einen tollen Charakter hatte und ich niemals gedacht hätte, dass sie ihre Idee wirklich durchziehen würde. In vielerlei Hinsicht, waren wir Charakterlich wirklich unterschiedlich.
Während ich weiterhin darüber lachte, wie schreckhaft ich doch eigentlich war.
"Ich glaube schon, sonst würden wir ja nicht schon wieder auf dem Boden sitzen.", sagte ich anschließend.
...

Ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Es war echt urkomisch, morgen hatte ich sicher mehrere blaue Flecken. Ich musste mir schon meinen Bauchhalten, der durch das intensive Lachen anfing zu schmerzen. Einige, wartende Schüler schauten uns fragend an und fingen an mit ihrem Nachbarn zu tuscheln. Doch das störte mich nicht weiter, ich hatte eher mit meinem Bauch zu kämpfen. Ich atmete tief ein, um das Lachen zu stoppen. Dann wischte ich mir die Lachtränen aus dem Augenwinkeln, darauf bedacht mein Make-up nicht zu ruinieren.
Und da fiel mir etwas ganz wichtiges auf. Yasu hatte einen Bass um den Hals hängen. Erschrocken starrte ich diesen an. Hoffentlich war er bei dem Sturz nicht kaputt gegangen...

Die anderen Schüler ignorierte ich, während ich mich langsam wieder beruhigte. Es war selten vorgekommen, dass ich einmal so viel und vor allem wirklich von herzen gelacht hatte. Anschließend stand ich auch vom Boden auf und erinnerte mich dann mit der Hilfe von Franziska's Blick an mein Bass, welches ich mir zuvor umgehängt hatte. Mein Blick glich nun einer leicht unsicheren und etwas ängstlichen Miene, jedoch wurde sie wieder zu einer freundlichen, als ich bemerkte, dass zum Glück nichts passiert war.
"Keine Sorge, es ist heil geblieben.", sprach ich erleichtert diese Worte aus und hielt ihr dann eine Hand hin um ihr vom Boden aufzuhelfen.
Das Tuscheln der anderen entging mir nicht, aber sie waren mir wirklich egal in diesem Moment, immerhin hatte ich jemanden gefunden, mit dem ich mich gut verstand und das konnte den anderen ebenfalls getrost egal sein.
...

Erleichtert über diese Worte ließ ich meine Schultern hängen, womit meine Anspannung verschwand. „Zum Glück“, stieß ich aus und nahm freudig die gereichte Hand an. Mit einem kräftigen Ruck stand ich wieder auf meinen Füßen. Prüfend besah ich meinen Hintern, am Mantel klebte Staub und Dreck. Na super! Genervt klopfte ich ihn an. Dann suchte ich die fallengelassenen Schlüssel und Pläne. Sie lagen etwas abseits von uns auf dem Boden. Zum Glück war noch niemand darauf gekommen, sie mitzunehmen. Ich eilte zu ihnen und sammelte sie wieder ein. Fröhlich übergab ich Yasu ihre Sachen und nahm wieder mein abgestelltes Hab und Gut in Besitz.
„Komm, wir gehen. Wir haben ja alles was wir brauchen“ Freudig lief ich auf das Treppenhaus zu.

Nickend nahm ich den Schlüssel und auch den Zettel entgegen. Meinen Koffer und meine darauf festgemacht Tasche, nahm ich schlussendlich auch wieder zur Hand, bevor ich prüfte, ob alles noch fest genug war.
Zum Glück mussten wir nicht noch durch den Schnee laufen um zu unserem Wohnhaus zu kommen, denn sonst würden wir das wahrscheinlich nicht schaffen und da wir eigentlich nur die Stufen hoch mussten und dann schon im Mädchentrakt waren, war dies auch nicht ganz so schwer.
Dann lief ich ihr auch hinterher, betrachtete aber noch einmal auf dem Schlüssel meine abgebildete Zimmernummer 408, stand mit goldenen Buchstaben darauf.
Schnell schlug ich diesen Gedanken dann beiseite, damit ich ihr auch noch rechtzeitig hiterher kam.
...

Nachdem ich ächzend die Stufen erklommen hatte, zum Glück war mein Koffer robust so oft wie er gegen die Stufenkanten knallte, stützte ich mich auf meinen Beinen ab und atmete schwer. „Man, ich muss mehr Sport machen“, prustete ich und blickte nach hinten, runter auf die Stufen. „Es ist sadistisch hier keinen Aufzug zu haben“, schüttelte ich den Kopf und stellte mich wieder geraden hin. „was für ne Zimmernummer hast denn du?“ Fragend sah ich Yasu an, die auch gerade die letzte Stufe hinter sich ließ.

"Das hier ist auch eine Quälerei.", stimmte ich ihr mit zu. Mein Koffer war ebenfalls nicht leicht die vielen Treppenstufen hinauf zu ziehen, aber ich versuchte dies so gut wie möglich hin zubekommen.
"Mein Zimmer, ist Nummer 408 und wie ich zuvor meinte, ist es wirklich das letzte im Gang.", meinte ich, als ich sie eingeholt hatte.
"Und was ist deine?", fragte ich sie daraufhin und rückte währenddessen mein Bass wieder an die richtige Stelle, da es durch das hinaufziehen meines Koffers und durch meine vielen Bewegungen doch etwas verrutscht war.
...

„Raum 408?! Ach du scheiße, meine ist Nummer 211! Wir sind ganz schön weit auseinander.“ Ich war echt überrascht. „Ich war noch nie soweit hinten im Gang. Ich wusste noch nicht mal, dass es mehr als 400 Räume gibt. Ich will deine Zimmer sehen!“ Meine Augen bekamen wie am frühen Morgen eine Sternchenform. Ich liebte es, die verschiedenen Arten der Schülerräume zu sehen. Was sie so alles mit ihm anstellten, es lag ja in ihrer Hand, und wie sie ihre Kreativität auslebten. So sammelte man auch noch Ideen und Anregungen.

"Das kannst du laut sagen.", meinte ich überrascht, als ich ihre Zimmernummer hörte. Zwar wusste ich aufgrund meiner Zimmernummer, dass es hier über 400 Räume gab, aber das wir so weit auseinander unsere Zimmer hatten, fand ich nicht wirklich toll.
"Sicher kannst du es sehen. Aber ich würde sagen, dass du erst mal deine Sachen in dein Zimmer bringst, das liegt sowieso auf dem Weg.", meinte ich und dachte erst einmal darüber nach, wie lange ich doch brauchte um zu meinem Zimmer zu gelangen. Es waren schon mehr als fünf Minuten, zumal ich eben 407 Räume hinter mir lassen musste.
Anschließend ging ich auch schon los.

....

„Okai, dokai“, rief ich erfreut und lief mit zügigen Schritten den Gang entlang. Hier oben begannen die Raumnummern mit 190. Ein langer Wer bis zu Nummer 211 war es nicht. Schnell kamen wir an meiner Zimmertür an. Voller Freude wieder mein Zimmer zu sehen kramte ich meinen Schlüssel, den ich in meiner Jackentasche verstaut hatte, heraus und steckte ihn ins Schloss. Mit einem Klicken sprang die Tür auf und ich stolzierte hinein. `Endlich wieder zuhause´ war mein einziger Gedanke. Zufrieden mit dem was ich sah stellte ich meinen Koffer vor mein Bett und schmiss meine Taschen auf dieses. Einige Stofftiere wurden unter diesen begraben, andere vielen auf den Boden. Schnell hob ich sie wieder auf und legte sie wieder auf die Decke. Dann drehte ich mich grinsend zu Yasu um und meinte stolz: „Mein kleines Reich. Herzlich willkommen!“