RPG: Midnight Valentine

das Eingangsposting lautete :

Sommer, Sonne, Sonnenschein, Amerika. Dies alles zeigte sich gerade zu dieser Jahreszeit im ganzen Land. Bands kamen und gingen und doch würde es schon bald wieder neue geben, auch wenn es vielleicht nicht die beste Jahreszeit zum Start in ein neues Bandleben war. Die Straßen waren mehr als nur überfüllt und überall schafften es die großen Händler durch den Verkauf von Wasser allein, neue Rekorde aufzustellen.

*

Gerade jetzt hielten Jayden und Noah die beiden ex-Mitglieder einer eher unbekannten Band, ein kleines Casting ab. Auf der suche nach einem neuen Sänger oder einer neuen Sängerin und noch einer Person die das Bass hinzusteuerte, waren sie schon den ganzen Tag, doch bis jetzt war bis auf ein paar wenige noch niemand in die engere Auswahl gekommen.
Gerade waren die letzten 5 Teilnehmer an der Reihe, aber langsam wurde es für die beiden auch mehr als nur anstrengend, denn immerhin hatten sie in letzter Zeit schon über 1000 Teilnehmer für ihr Casting angesehen und dies war doch etwas, was einem schnell die Nerven rauben konnte, besonders an einem so warmen Tag.

*

Mein silbernes Haar noch einmal richtig legend, schaute ich aus dem Augenwinkel heraus zu meinem schwarzweißen Bass. Ich wusste nicht, ob ich eine große Chance hatte weiterzukommen, aber ich wollte es immerhin versuchen, da es sonst für mich hieß: Ab in die Medizin, und ehrlich gesagt war mir die Musik sehr viel lieber, auch wenn dies ebenso eine harte Arbeit darstellte. Anschließend zog ich noch einmal mein Shirt zurecht [Alltag:nr. 8]
Neugierig musterte ich danach die anderen Teilnehmer und fragte mich wer von ihnen wohl eine Chance hatte, da man das doch wirklich schwer einschätzen konnte, auch wenn es nicht meine Aufgabe war.
...

Ich konnte mir schlussendlich ein Lächeln noch nicht verkneifen, auch wenn ich bereits aufgehört hatte zu lachen. Mir war es schlichtweg unklar, wie man so einen Stress übere sich ergehen lassen konnte und dies Tag für Tag wieder.
"Ich habe nicht wirklich eine Idee, weshalb ich mich eigentlich mehr nach dir richte.", gab ich ihr schlussendlich als Antwort auf ihre Frage und sah zu ihr. Noch immer hatte ich mein erstes Glas von mir und auch es war noch zur Hälfte gefüllt, auch wenn es sich dabei nicht einmal um ein alkoholisches Getränk handelte.
...

„Nach mir?“, fragte ich ungläubig und blies Luft aus meinem Mund. „Hui, ähm okay.“ Angestrengt dachte ich nach, was zur Hölle war denn ein geeignetes Lied? Es musste ihr auf jeden Fall gefallen, ich wusste aber überhaupt nicht was ihr gefällt. Sie konnte mir ja noch nicht mal wirklich ihre Lieblingsband sagen. Schwierig...
„Sag mal..“, fing ich an, „Kennst du `He Loves You´ von The Pretty Reckless?“ Das Lied kannte ich schon lange und mit der Zeit hatte sich der Lyrics bei mir im Hirn eingeprägt. Ich wusste nur nicht ob die Basseinsätze schwierig waren.
Auf eine Antwort wartend trank ich mein Bier auf Ex.

Kurz überlegte ich. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob ich es kannte, aber irgendetwas sagte mir doch, dass es mir bekannt war. Zwar wusste ich die Lyrics davon nicht, aber spielen konnte ich die Bassklänge wahrscheinlich.
"Lass mich mal überlegen...", begann ich und trank anschließend mein Glas leer, bevor ich mein Bass vom Boden aufhob.
"Du musst mir nur sagen, ob das die richtige Melodie ist.", gab ich schlussendlich zurück, bevor ich begann über die Seiten zu streichen.
...

Gebannt wartete ich auf die kleine `Aufführung´ meines Gegenübers. Mit einer stummen Handbewegung bat ich den Barkeeper nachzufüllen.
Die ersten Töne erklingen und ich konzentrierte mich. Das Lied baute sich langsam auf und ich musste zugeben, ein Lied nur alleine durch die Bassklänge zu erkennen war verdammt schwierig. Leicht wippte ich mit dem Fuß zum Rhythmus und versuchte das Lied im Kopf aufzubauen.
Die Klänge der anderen Instrumente um die Bassmelodie herumzubasteln. Und tatsächlich! Ich kannte es, es stimmte mit dem Lied in meinen Gedanken überein.
Grinsend schnappte ich mir mein volles Glas: „ Jup, das ist es. Cool, du kannst es, ich kann es. Wir werden morgen die Bühne rocken!“ Von unserem `Sieg´ überzeugt trank ich ein großen Schluck meines Getränks.

"Dann bin ich ja beruhigt und sicher, wir werden es schaffen.", meinte ich, während ich mein Bass wieder neben mir abstellte. Dennoch zeigte sich hier doch ein kleines Problem, was wir haben könnten.
"Aber sag mal, ein Problem hätten wir dann vielleicht doch, immerhin bräuchten wir da noch zwei weitere Personen.", stellte ich schlussendlich überrascht fest, glaubte aber trotzdem noch an unseren Sieg.
Schlussendlich bestellte ich mir auch noch etwas zum trinken, auch wenn es jetzt etwas mit Alkohol war, da ich zuvor doch nur Wasser getrunken hatte.
...

„Wieso das denn?“, fragte ich sichtlich verwirrt, während ich immer noch an meinem Glas hing. Ich liebte den Geschmack von Alkohol einfach. Je mehr ich von dem leckeren Gebräu trank desto mehr wollte ich. Und da hielt mich der morgige Tag nicht vom Saufen ab. Im Kater bekommen und behandeln war ich ziemlich gut geworden.
Wieso wir noch zwei weitere Personen brauchten war mir schleierhaft. Sie konnte spielen, ich konnte singen, was war das Problem?

"Um die Melodie richtig hinzubekommen, bräuchten wir noch einen Gitarristen und jemanden wir die Drums, aber ich glaube, wir bekommen das auch so hin.", antwortete ich ihr schlussendlich auf ihre Frage hin und sah dabei kurz von meinem Glas auf.
Ich hatte noch nicht wirklich etwas davon getrunken, aber ich vertrug Alkohol auch nicht besonders gut, weshalb ich auch nie damit angefangen hatte auf Feiern Alkohol zu trinken und wenn doch, dann reichte mir meistens schon ein Glas. Zumal ich vielleicht sogar deshalb dem Rauchen verfallen war, aber dies verheimlichte ich wohl lieber noch etwas. Außerdem hatten wir noch genug Zeit uns kennen zulernen, wenn wir es erst einmal in die Band geschafft hatten.
...

„Gitarre? Also darüber müssen wir uns keine Sorgen machen“, grinste ich und vermisste mal wieder den Inhalt meines Glases. Auffordert sah ich den Barkeeper an und bestellte einen Doppelten. Den brauchte ich jetzt, so wie meine Glückshormone herumwirbelten.
„Ich..“, fing ich an und überlegte gut was ich nun sagen wollte, „..`Jemand´, der Gitarre spielen kann wird uns auf jeden Fall helfen.“ Ich kicherte und wartete ungeduldig auf mein Glas.

"So, so du kennst also 'jemanden'.", antwortete ich ihr und sah mit einem Blick zu ihr der anscheinend schon irgendwo wusste, dass sie von sich selbst sprach, aber ich wollte doch lieber mit in ihr Spiel einsteigen.
"Dann ist es ja schön, dass uns dieser 'jemand' hilft.", ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während ich einmal an meinem Glas nippte.
...

„Jaa~“, surrte ich, meine Laune veränderte sich bei jedem Schluck, „`Jemand´ ist gaanz hilfsbereit wenn es darum geht mir zu helfen“, kicherte ich. „Das wird richtig lustig morgen. Wir..“, setzte ich an, wurde aber unterbrochen. Ein sichtlich angetrunkener Mann kam von hinten auf uns zu und legte einen seiner schweren Arme um mich. „Na, Kleines“, raunte er mir entgegen und ich rümpfte bei seinem starken Mundgeruch die Nase. „Wie wärs mit uns beiden?“ Er grinste und drückte sich näher an mich. Ich spürte deutlich seinen Körper an meinem und musste einen Würgereiz unterdrücken.
„Wie kommst du bitte da drauf, dass ich mich dir angeben würde?“, meinte ich und schüttelte seinen Arm ab. „Du kleines Würstchen würdest nicht mal ansatzweise auf mein Niveau kommen.“
Ich kicherte und trank mein Glas auf Es, anschließend kippte ich ihm die Eiswürfel in den Nacken und stand auf, sah dabei Yazoo an.
„Na komm, wir gehen. Ich hab den dringenden Wunsch mich zu waschen.“

"Ja klar, ich komme sofort.", meinte ich mit einem leicht amüsierten Lächeln, als ich sah, wie der angetrunkene Mann aufgrund des kalten Eiswürfels anfing zu tanzen.
Schnell legte ich noch das Geld für meine Getränke auf den Tresen, bevor ich mir mein Bass schnappte. Für mich bedeutete es sehr viel und ja es hatte einige Gebrauchsspuren, zu sehen war dies besonders auf der Oberfläche, da diese schon einige tiefere, aber auch leichte Kratzer zierten.
Schlussendlich ging ich dann auch Ann` hinterher, die das Lokal bereits verlassen hatte. Ja ich konnte es wirklich verstehen, weshalb sie gehen wollte und ich fand solche Männer allgemein ekelerregend.
...

Als ich draußen ankam, atmete ich die frische Luft gierig ein. Ich bemerkte erst jetzt, nachdem ich das Lokal verließ, wie stickig es doch da drinnen geworden war.
Ich musste kichern. Das Kichern wurde zu einem Prusten. Und das Prusten wurde zu einem Lachen, dass immer lauter wurde. Die Szene eben war aber auch zu komisch. Wie dieser Typ hin und her gesprungen war, sein Gesichtsausdruck nach meiner Abfuhr und am schönsten die darauffolgende Prügelei, weil er einige brutale Typen angerempelt hatte. Ach, Kneipen waren echt lustig.

Ich stimmte leicht in ihr Lachen mit ein, als ich ebenfalls draußen ankam. Mit meinem Bass über der Schulter kam ich dann auch neben ihr zum Stehen.
Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr, bemerkte ich dann auch, wie viel Zeit eigentlich vergangen war und, dass das Cating Morgen schon sehr bald kommen würde. Zwar konnte ich deshalb Morgen wieder nicht zur Arbeit gehen, aber wenn wir es schaffen würden machte mir dies nur wenig aus.
"Ich glaube wir sollten uns langsam auf den Weg machen.", meinte ich dann schlussendlich.
...

Mein Lachen verebbte langsam, trotzdem blieb noch ein leises Kichern. Nickend stimmte ich dem Vorschlag zu. „Ja, hast recht. Wir sehn uns morgen, ne? Ich hätt´s zwar besser gefunden wir hätten nochmal geprobt, aber da ich morgen trotz des Casting arbeiten muss, hab ich leider keine Zeit“, entschuldigend zuckte ich mit den Schulter. „Aber egal, wir machen einfach auf gut Glück.“ Wieder kicherte ich.

"Ja das mit dem Proben stimmt, da hast du wirklich recht, aber ich glaube ausgeruht zu sein, ist ebenfalls schon mal die halbe Miete.", erwiderte ich daraufhin und sah zu ihr.
"Nun ja ich muss eigentlich auch arbeiten, aber mal schauen wie ich das mit meiner Chefin regle.", schon allein daran, wie sie darauf reagieren würde, dass ich vielleicht sogar kündigen würde, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Sie war bereits eine etwas ältere Dame und war doch froh, wenn ich ihren Laden allein führte, weshalb sie wahrscheinlich nicht so sehr begeistert davon sein würde.
Schnell kramte ich noch Zettel und Stift hervor und schrieb darauf meine Handynummer, bevor ich ihn ihr hinhielt.
...

Verwundert nahm ich den Zettel entgegen. Was sollte das denn sein?
Neugierig betrachtete ich es und erkannte durch die angereihten Ziffer, dass es sich um ihre Telefonnummer handelte. Ich lächelte.
„Danke, die kann ich gut gebrauchen“, lachte ich und tippte sie sogleich in mein Handy ein. Dann wählte ich die Nummer und hielt mir mein Telefon ans Ohr. Bei meinem Gegenüber fing das Handy an zu klingeln und lächelnd stellte ich fest: „Ich glaube, deine Tasche singt gerade.“

Lachend fischte ich mein Handy aus meiner Tasche und beendete erst einmal das Klingeln, indem ich den Anruf einfach so wegdrückte, ich wusste ja wer es war.
Froh darüber war ich jedoch jetzt auch, als ich ihre Nummer hatte, die als eingegangener Anruf auf dem Display meines schwarzen Handys auftauchte, welches selbst mit vielerlei Handyanhängern geschmückt war.

Klingelton:

Gespielt empört starrte ich erst mein Handy und dann Yazoo an. „Wie unfair. Da hat man mich einfach weggedrückt“, meinte ich und schaute theatralisch in den Himmel.
„Ich werde einfach so weggedrückt, warum, was hab ich getan?“ Der Alkohol ließ mich oft überempfindlich reagieren und verursachte bei mir oft Stimmungsschwankungen.
Nachdem ich den sternenbesetzten Nachthimmel anklagte, fing ich wieder an zu lachen und verabschiedete mich nun endgültig von der Weißhaarigen.
„Gute Nacht! Bis Morgen!“

Leicht lachend, stand ich noch eine Weile neben ihr und hielt mein Bass immer mal wieder fest, damit es mir nicht von der Schulter rutschte. Ich hoffte nur wirklich, das Morgen alles gut laufen würde und nichts dazwischen kommen würde, immerhin konnte man das ja niemals so wirklich wissen.
"Dir auch eine gute Nacht und wir sehen uns Morgen.", antwortete ich ihr, bevor sich unsere Wege trennten, da ich in eine andere Richtung musste.
Mein Weg war ein kleines Stück länger als mein Weg von meiner Wohnung zu meinem Arbeitsplatz und ja bei Dunkelheit kamen mir doch immer die schrecklichsten Gedanken in den Kopf, auch wenn ich es schon gewohnt war es so aussehen zu lassen, als würde mich das nicht beschäftigen.
...

Auf dem Bordsteinkante balancierend stakste ich in meinen Stiefeln (Schuhe 4) zu meiner Wohnung. Das war vielleicht ein anstrengender Tag. Ich sehnte mich nach einer Mütze Schlaf und einem ordentlichen Abendessen...
Mein Magen machte sich genau nach diesem Gedanken bemerkbar. Leicht klopfte ich auf meinen Bauch und meinte beruhigend: „Wir sind ja gleich da.“ Mit `Da´ meinte ich eine 24h-Pizzeria, die gegenüber meiner Wohnung, oder besser gegenüber des Hauses mit meiner Wohnung, lag und die auch genau ansteuerte. So schnell wie möglich betrat ich das Lokal und bestellte sogleich eine Pizza.
Schon stand ich wieder draußen unter dem Himmel, ein Stück mit in der einen, einen Karton in der anderen Hand. Die Pizza ging wirklich schnell und schmeckte echt gut!
Glücklich betrat ich also meine Wohnung, schmiss meine Schuhe sowie das Hemd, ich hatte darunter noch ein schwarzes Top an, in die nächst beste Ecke und pflanzte mich auf das Sofa. Mal sehen, was so in der Glotze lief...

Meine Wohnung selbst hatte ich noch gut 15 Minuten Fußmarsch erreicht und betrat diese, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, was den morgigen Tag betraf. Ich wollte unbedingt in die Band aufgenommen werden gleichzeitig wusste ich aber auch, wie gering die Chance war, dies überhaupt zu erreichen, doch glaube und hoffe.
Nachdem ich mein Bass wieder auf seinen Platz gestellt, eine warme Dusche und ein kleines Abendessen hinter mir hatte, fand ich mich plötzlich in meinem Bett wieder, während ich noch schnell eine E-mail an den Teil meiner Freunde schickte, der nicht in diesem Land lebte.
...

Nachdem meinte Pizza verputzt und mein Magen randvoll war, schlurfte ich in mein Badezimmer, wusch mich und zog mich um und schmiss mich schließlich auf mein Bett, nur um in nicht als zu langer Zeit leise schnarchend in meiner Decke verheddert da zu liegen. Ich träumte von dem nächsten Tag, wie es wohl werden würde?
Nervös richtete ich zum wiederholten Male meine Kleidung, strich über den samtweichen Stoff und fuhr über die Nähte. Ich trug ein tailliertes Rüschenkleid, mit schwarzer Spitze und weißem Tüll. Es wurde am Bauch mit einem schwarzem Band zusammengehalten und war oben trägerlos. Ich mochte mein Kleid, es war weich und schmiegte sich perfekt an meinen Körper. Über meinen Schultern hatte ich einen rot-schwarz karierten Bolero gezogen, da es sonst obenrum ziemlich leer aussähe. Eine Kette mit einem silbernen Anhänger zierte meinen Hals und ein dünnes Armkettchen mein Handgelenk. Schuhe hatte ich keine an. Warum wusste ich nicht genau, vielleicht hatte ich sie vergessen? Dennoch trug ich etwas am Fus. Eine große, rote Schleife schlang sich um meinen Fußknöchel und wirkte sehr prunkvoll. Ich allerdings kam mir eher wie ein Geschenk vor. Ein hübsches Geschenk, dass total nervös mit dem Fuß auf den Boden tippte.
Wo blieb sie denn? Ich wartete immer noch auf meine Partnerin, sie war viel zu spät. Geistesabwesend drehte ich mir eine Haarsträhne um meinem Zeigefinger. Mein schönes, glattes Haar hatte ich mit einem Lockenstab wellig geformt und nun lagen sie mir voluminös auf dem Rücken, an meinen Kopf steckte eine Haarklammer. Ein kleiner Totenkopf mit Herzchenaugen.
Sie kam einfach nicht. Sie tauchte nicht auf und ich stand hier auf der Bühne und wurde von allen angestarrt. Von allen! Da saßen Kinder, Erwachsene, Alte sowie Junge, sogar die Pflanzen im Raum starrten mich auffordert an. Ich wusste gar nicht, dass Topfpflanzen so böse gucken konnten...
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach anfangen. Die Jury saß schon auf heißen Kohlen, sah mich schon fast aggressiv an, also spielte ich mit der Gitarre, ich wusste nicht mal, dass ich sie hatte, die ersten Töne von einem Lied. Ich wusste nicht welches Lied es war, ich kannte den Text nicht und doch sang und spielte ich dieses mir unbekannte Lied. Das ganze Publikum hielt merklich den Atem an, als ich aufhörte. Es war still. Totenstill. Ich hörte mich selbst atmen, ich hörte nur mich, niemand sonst. Das Publikum wurde immer unschärfer, bis sie schließlich verschwanden. Zuviel für mich. Ich rannte weg. Immer weiter in den tiefen Wald rannte ich. Wo ich war, wusste ich nicht, ich wusste nicht warum ich plötzlich in einem Wald war. Vorher stand ich noch in einer großen Halle. Doch nun war ich allein. Ich hatte nichts weiter als ein weißes Kleid mit ausgefranstem Saum an. Hektisch rannte um Bäume herum. Warum war ich hektisch?
Ich blieb stehen, schloss meine Augen. Ich war völlig außer Kraft.
Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich nur weiß. Eine weiße Decke um genau zu sein. Um noch genauer zu sein, sah ich meine Zimmerdecke. Verwirrt und noch verschlafen richtete ich mich in meinem Bett auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Das war vielleicht ein komischer Traum.

Kaum hatte ich mein Laptop ausgeschaltet und auf das kleine Nachttischen neben mir gelegt, schlief ich doch auch schon ein, wenn auch in einer recht ungünstigen Position. Ich selbst konnte meine Position nun leider nicht mehr in eine angenehmere ändern, dafür war ich nun einfach zu müde. Zum Glück hatte ich davor auch noch meine blauen Kontaktlinsen raus genommen, sonst hätte das ganze hier ziemlich schlechten enden können.
Ich konnte nicht sagen, von was ich träumte oder ob ich überhaupt etwas träumte, aber es fühlte sich doch fast so an, auch wenn ich wusste, dass ich mich am nächsten Tag sicherlich nicht mehr daran erinnern würde.

Man sah es mir vielleicht nicht an, aber ich fühlte mich gerade recht unwohl. Ich war zwar an Ausgrenzungen gewöhnt, aber so etwas war mir noch nie untergekommen!
Vor mir standen Noah, Jayden und noch einige mir unbekannte Menschen, die mich förmlich zwangen, mich doch endlich an die normale Gesellschaft anzupassen. Sie redeten schon nicht mehr normal auf mich ein, nein es sah eher so aus, als hätten sie eine dämonische Aura angenommen und so zerrten sie mich an meinen Armen förmlich in die Mitte der Gruppe. Es sah für mich nicht so aus, als würde ich durch meine Augen sehen, nein ich sah durch die Augen von jemand anderem und konnte mich somit gut sehen. Ich konnte sehen, wie sie mich in die Masse zogen und auch, wie ich bald nur noch meine Hand sah, die in der Menge verschwand. Schon bald wie auf ein Stück Fleisch schienen sie mich bald zu zerreißen und wollten wohl nichts mehr von mir übrig lassen. Und wie ich auch in meinem Traum aufschrie kam es auch in Wirklichkeit zu mir...

Dort wo mein Schrei geendet hatte, damit begann er in dieser Welt von neuem. Tief atmete ich ein und aus, immer und immer wieder, bevor ich mich aus meinem Bett schwang. Ich wusste nicht, wie spät es war, aber ich wurde nicht von meinem Wecker geweckt so viel stand fest.
Mit einem prüfenden Blick stellte ich jedoch fest, dass er sowieso in 30 Sekunden geklingelt hätte, weshalb ich mir das mit dem wieder hinlegen ersparen konnte. Schnell holte ich mir eine rote Hose und eine Weste in genau derselben Farbe aus meinem Schrank [Alltag nr. 5]. Dazu noch eine kurzärmlige schwarze Bluse und begab mich daraufhin erst einmal ins Bad und dort unter die Dusche.

Immer noch verwirrt und nicht richtig wach duschte ich ausgiebig. Ich hatte in der Nacht soviel geschwitzt, dass es sich echt unangenehm angefühlt hat. Frisch gewaschen und mit einem Turban auf dem Kopf stellte ich mich vor meinen Schrank und suchte mir zuerst ein Outfit für das Casting und danach eines für Unterweg aus. Die erste Zusammenstellung packte ich in meine Tasche, die andere zog ich gemächlich an (Alltag 3), nur um dann festzustellen, dass ich kaum noch Zeit hatte. Nun brach bei mir die Hektik aus. In Windeseile hatte ich meine Haare gestylt, mein Gesicht geschminkt und meine Wohnung verlassen. Nun marschierte ich mit großen Schritten vollgepackt mit Gitarrenkoffer und großem Rucksack durch die Innenstadt. Mein Ziel: Mein Arbeitsplatz.

Nachdem ich nun geduscht und anschließend mein Haar geföhnt hatte, sah auch ich einmal auf die Uhr. Hektik brach bei mir zwar nicht aus, aber ich musste mich trotzdem beeilen. Schnellen Schrittes steuerte ich auf die Küche zu und zwang mich dazu etwas keines zu Frühstücken, bevor ich mit der Zahnbürste in mein Zimmer rannte und mein Bass, sowie mein Outfit für das Casting holte. Ich hatte es mir schon am gestrigen Abend zurechtgelegt, damit ich ich es nur noch einpacken musste, aber trotzdem hatte ich wenig Zeit.
Im Bad, putzte ich mir dann erst einmal meine Zähne fertig, stylte mir noch mein Haar und setzte mir meine blauen Kontaktlinsen ein, bevor mein Make up dem folgte.
Nun doch etwas hektischer, schnappte ich mir meine Sachen und verließ meine Wohnung.
"Ich habe noch 10 Minuten, aber ich werde pünktlich sein.", sprach ich mir selbst in Gedanken Mut zu und kam auch nach den besagten 10 Minuten, oder wohl eher 12 Minuten bei meinem Arbeitsplatz an.
Voll bepackt hieß es jedoch nun nur noch, die Tür auf zu bekommen.
...

Ich kam ausnahmsweise mal zu spät und wurde von meiner Freundin ziemlich schräg angestarrt. Sie war es einfach nicht gewöhnt vor mir zu erscheinen. Lächelnd machte ich mich fertig und lief sofort mit der Kaffeekanne bewaffnet durch das Lokal um den Gästen Kaffee einzuschenken.
Heute waren es erstaunlich wenig Gäste und wenn ich Glück hatte, durfte ich dadurch früher gehen. So wäre ich überpünktlich beim Casting und könnte vor dem Auftritt noch einmal üben.

Mein Bass und meine Tasche nach hinten bringend, überlegte ich mir schon einmal, ob dieser Tag hier im Laden heute wohl genauso ruhig werden würde, wie die anderen zuvor auch. Aber sagen konnte ich dies natürlich nicht, ich konnte nur hoffen.
Wieder räumte ich Regale ein und Sorgte dafür, dass Bestellungen von Kunden versendet wurden, die nicht in den Laden kommen konnten auch versendet wurden.
Nachdem ich dann auch diesen Teil des Tages hinter mich gebracht hatte zog ich mir hinten im Personalraum noch etwas anderes an, zugegeben ich hatte mir schon lange überlegt einmal so irgendwohin zu gehen, aber mich nie getraut, bevor ich mich auf den Weg machte. [bei Auftritten nr. 4] Ich kam zwar nicht überpünktlich an, aber trotz allem war ich mitsamt meinem schwarz weißen Bass pünktlich zur verabredeten Zeit angekommen.
...

Ich stand auf der Bühne, die voll gestellt mit Schlagzeug, Mikrofons, Bässen und Gitarren war und versuchte herauszufinden, wie man den verflixten Verstärker aufdrehte. Es war ziemlich komplex, mit vielen Knöpfen und Rädchen und immer wenn ich in die Seiten meiner Gitarre haute, passiert nicht viel. Verdammter Mist.
Seufzend strich ich mir mein Haar aus den Gesicht. Ich hatte es für den Auftritt zu einem hohen Zopf zusammengebunden und etwas gewellt. Anders geschminkt hatte ich mich auch und natürlich trug ich ein cooles Outfit (Auftritt 2). Endlich bekam ich den verdammten Verstärker an und schwang meinen Arm. Er rauschte mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf die Gitarre zu und meine Finger ließen sie Gitarrenseiten erklingen. Mit einem lauten und echt geilen Akort hallte die Gitarre im Raum.

Ich betrat dann auch das Gebäude in dem die nächste Runde des Castings stattfand. Trotz allem waren noch nicht sehr viele Leute da, wie viele sie wohl weiter gelassen hatten?
Mit meinem Bass über der Schulter, was heute von der Farbe her, doch erst recht zu meiner Kleidung auffiel, ging ich dorthin, wo ich die Geräusche hörte. Den Blicken war ich mir zuvor in der Stadt bewusst gewesen, hatte sie jedoch vollkommen ignoriert.
Als ich dann bei der Geräuschquelle ankam, sah ich Ann, bemerkte jedoch auch, dass sie mich nicht sah, weshalb ich auch einfach auf die Bühne ging und mein Bass hinter ihr anschloss, bevor ich ebenfalls über die Seiten strich.
"Ich hatte also doch recht, dass sie es war, die Gitarre spielen konnte.", sprach ich zu mir selbst in Gedanken und lächelte zufrieden.
...

Ich zuckte kaum merklich zusammen als die Töne hörte. Ich hatte nicht mitbekommen, wie jemand den Raum betrat. Ich sollte mich mehr mit meiner Umgebung beschäftigen...
Lachend drehte ich mich um, ja nicht den Schreck anmerken zu lassen, und musterte meinen Gegenüber. Verblüfft stellte ich fest, dass es Yazoo war, die mit ihrem Bass einige Akkorde trällerte. Mit ihr hatte ich, ehrlich gesagt, noch nicht gerechnet. Aber okay, besser sie war jetzt schon da, also das sie zu spät kam.
Ich hielt ihr demonstrativ meine Gitarre hin und grinste: „Siehst du, `Jemand´ hat mich nicht im Stich gelassen und hilft uns.“ Ich zeigte auf eine draufgeklebte Schrift. >Jemand< stand mit fetten Buchstaben auf der Gitarre.